Ted Wong Jeet Kune Do in seiner reinsten Form Von: Dave Carnell Interview entnommen aus: Kampfkunst International Sonderausgabe 1/99 |
Ich begann
1967 in der Schule von Bruce Lee, die sich in Chinatown in Los Angeles befand. Davor
trainierte ich mit einem Freund, wenn auch nicht sehr ernsthaft. So richtig begann ich
erst, als ich Bruce Lee 1967 kennenlernte. So
ungefähr 60% war eine modifizierte Wing Chun-Version. Wir trainierten aber auch sehr viel
Kickboxen und Sparring.
Ja,
ziemlich viel...
Ja. Das Training in Chinatown richtete sich
an eine Gruppe. Der Privatunterricht unterschied sich erheblich vom normalen
Unterricht. Dort wurde zum Teil auch mit neuen Sachen experimentiert. Der Privatunterricht
mit Bruce war wie ein Versuchstraining. Man trainierte eine Technik so lange
bis sie saß. Bruce wiederholte unablässig seine Techniken und verbesserte sich so auch
ständig. Er verbesserte die Technik auch durch try and error und das Training
war wirklich sehr hart!
Ja. Er brauchte Dich um kämpfen zu können
und danach fragte er Dich nach Deiner Meinung über bestimmte Sachen solche Sachen
eben. Oh ja. Sehr viel sogar!
Bruce
begann mit dem Wing Chun. Aus diesem Stil entnahm er das wesentlichste und kombinierte die
Theorie und die Prinzipien des Wing Chun mit dem westlichen Boxen und Fechten. Außerdem
fügte er einige Kicks aus dem Kung Fu hinzu, die er dahingehend modifizierte um sie einer
bestimmten Struktur anpassen zu können. Man
wendet auch die Theorie der Zentrallinie an, sie wird verteidigt und es wird vor einer
kreisförmigen Bewegung der graden, direkten Technik der Vorzug gegeben.
Wahrscheinlich
weil seine Schrittarbeit immer besser und damit seine Fähigkeit, die Distanz zu halten
unschlagbar wurde. Er fühlte sich in der weiten Distanz wohl. Er entwickelte eine
unglaubliche Mobilität und diese Mobilität rührt aus seiner Schrittarbeit. Es wäre
nicht ganz richtig, zu behaupten. Das er die Nahdistanz aufgab, er fing ganz einfach an,
sich auf andere Ding zu konzentrieren. Die
Nahdistanz war für ihn immer wichtig! Er modifizierte das Chi Sao und entwickelte neue
Grifftechniken. Doch sagte er auch immer, das wir uns mit der Nahdistanz nicht verrückt
machen sollten.
Es
handelt sich hierbei um eines der wichtigsten Prinzipien des JKD. Die vorgehaltene
Extremitäten befinden sich damit schon auf halben Wege zum Ziel. Je näher sie dem Ziel
sind, desto leichter ist es Treffer zu landen.
Die
hintere Hand muß mehr Weg zurücklegen und kann daher mehr Beschleunigungsenergie
erzeugen. Wenn man seine starke Seite nach vorne verlegt, steht einem nur noch die Hälfte
des Weges zur Verfügung. Daher kompensierte er diese Differenz durch Geschwindigkeit,
Timing und einer hervorragenden Körpermechanik. Bruce
legte sogar enormen Wert auf Schrittarbeit. Seine Mobilität verbesserte sich zum Ende hin
immer mehr und Mobilität wurde in seinem Stil zu einem wichtigen Faktor. Nun,
auch ich werde älter und mußte meine Trainingsmethoden diesem Umstand anpassen. Die
meiste Zeit wende ich dafür auf mich in Form zu halten und meine Techniken zu verbessern.
Ich mach sehr viel Streching, jogge sehr viel und mache auch Krafttraining. Auch lebe ich
nach einer bestimmten Diät, denn Ernährung ist auch ein sehr wichtiger Faktor. Haben Sie zusammen
mit Bruce Lee Vorführungen durchgeführt? Einige,
ja. Ihm war es wichtig, das die Sachen beim Publikum gut ankamen besonders im Fall
des One-Inch-Punches. Ich erinnere mich daran, das ich mit ihm Chi Sao machte,
und obwohl er die Augen verbunden hatte, war er immer noch imstande Dir weh zu tun.
Einmal, während einer Demonstration des One-Inch-Punches hat er mich wirklich
sehr hart getroffen! Der Schlag kam völlig überraschend... Am
Anfang ja. Mittwoch abend, als wir bei ihm zu Hause trainierten, machten wir ziemlich viel
Chi Sao. Bruce
war ein absoluter Perfektionist. Einmal machten wir mehr als 2000 Fotos bis endlich eins
herauskam, das seinen Ansprüchen genügte. Während einer Fotosession für sein JKD-Buch
mußte ich noch Zeitungspapier in die Schlagpolster stopfen er wollte, das alles
realistisch erscheint und schlug also auch wirklich hart zu.
Nein,
in keinem einzigen.
Das
meiste ist reines Theater. Aber in Way of the Dragon sieht man seine
Schrittarbeit und einige Techniken wie er sie auch in Wirklichkeit anwandte.
Ich war
dabei wie er Chuck Norris, Joe Lewis und Lois Delgado trainierte, der zu seiner Zeit einer
der besten Karate-Kämpfer war.
Ja. Zweifellos.
Mit
Bruce Lee zu kämpfen, war wie ums Überleben zu kämpfen. Er verlangte wirklich Kampf um
seine Kraft, Geschwindigkeit uns Distanzgefühl zu testen. Er war fähig deine Gedanken zu
lesen. Er pflegte zu sagen: Ich glaube an keinen sechsten Sinn, aber dennoch besitze
ich ihn. Er sagte dir immer, was du gerade vorhattest. Wenn du ihn angegriffen
hattest, verschwand er förmlich vor deinen Augen und war fähig dich im Bruchteil einer
Sekunde zu treffen.
Meiner
Meinung nach ist JKD eine Kampfkunst, die Bruce Lee für sich selbst entwickelt hatte. Er
hatte nicht vor sie an jemand anderen weiterzugeben. Es änderte sich allerdings alles,
als er in die USA kam. In Hongkong besaß er einen normalen Körper. Doch in
den Staaten war er im Vergleich zu den meisten anderen klein und schwach daher
mußte er seine Kampf- und Denkweise ändern. Er mußte einen Weg finden, wie er jemanden
sehr viel größeren treffen konnte ohne selbst getroffen zu werden. Er mußte auch
Explosivität und Schlagkraft enorm steigern um seine kleine Statur zu kompensieren. Er
trainierte also ohne Pause um seine selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Er war zu 100 %
ein Autodidakt. Yip Man war der einzige Meister, den er in seinem Leben hatte. Alles, was
danach kam, brachte er sich selbst bei. Er gründete seinen Kampfstil auf Direktheit und
Einfachheit. Ständig.
Er suchte immer nach verschiedenen Wegen um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Er war immer
auf der Suche nach etwas Neuem. Er war immer darauf bedacht sich zu verbessern. Es gibt
sehr gute Bücher, die einen guten Einblick in das JKD bieten.
Die
Bücherreihe Bruce Lees Kampfstil und Bruce Lees Jeet Kune Do
geben einen wirklich guten Einblick in die Prinzipien des JKD und in die Philosophie, die
dahinter steckt. Auch das Buch von Chris Kent und Tim Tackett Jeet Kune Do
The Textbook enthält wertvolle Informationen. Wenn man auf einen Ausbilder trifft,
der außerhalb der USA unterrichtet, sollte man nicht zögern ihn zu fragen, wer sein
Lehrer ist. Vor gar nicht allzu langer Zeit hat sich so etwas wie eine JKD Bruderschaft
gebildet. Ihr Ziel ist es, daß die Schüler der ersten und zweiten Generation gewissen
Austauschen und die Kunst des JKD lebendig erhalten. Selbstverständlich!
Ich
bedanke mich bei ihnen, Dave.
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