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Kurz nachdem er in die Schule von Yip Man eingetreten war, befand sich Bruce im Kielwasser von zwei älteren Jungen, Wong Shun Leung und Cheung Cheuk Hing. Sie waren ebenfalls Schüler des Wing Chun Meisters, und nachdem sie die Grundzüge seines Stils erlernt hatten, waren sie eifrig dabei, Boxer aus anderen Kung Fu-Schulen herauszufordern. Diese Kämpfe waren im allgemeinen ziemlich ordentlich organisierte und sportlich durchgeführte Treffen. Die zwei "großen Brüder" und Bruce, "der kleine Bruder" bildeten dabei das Rückgrat der Wing Chun Kämpfer. Eines Tages wurden die jungen Männer der Wing Chun-Schule von Schülern des Choy Lay Fut-Stils herausgefordert. Die beiden Gruppen trafen sich auf dem Dach eines Apartment-Hauses. Viele dieser Dächer waren als Basketball-Platz gestaltet, und als Regel galt, daß die Partei, die die andere zuerst über eine weiße Linie trieb, Sieger war. Das Treffen war nicht als eine gewalttätige Angelegenheit, sondern nur als eine Reihe von Sparringskämpfen gedacht. Es begann friedlich, wurde aber rauh, als ein Choy Lay Fut-Kämpfer Bruce ein blaues Auge beibrachte. Bruce war darauf nicht vorbereitet - es sollte ja nur Sparring sein - uns so wurde er böse. Er gab ihm eine Serie direkter Punches. Bruce war furchtbar schnell, der Bursche konnte das nicht einstecken und ging zurück. Bruce erwischte ihn einige Male im Gesicht, und so fiel der Gegner hinter die Linie zurück. Immer noch in Wut, setzte Bruce zu einigen Tritten an, die den Burschen an Auge und Mund trafen und ihn ein oder zwei Zähne kosteten. |
Ein japanischer Karate-Schwarzgurt, der eine von Bruces Demonstrationen sah und seine Meinungen zu den Klassischen Kampfkünsten hörte, protestierte dagegen und forderte ihn heraus. Bruce versuchte zu erklären, daß er nichts persönlich gemeint habe und nicht versuche, irgend jemanden herabzusetzen, sondern nur die Grundzüge seiner Methode erklären wolle. Der Karateka wiederholte seine Herausforderung und Bruce war gezwungen, sie anzunehmen. Die Beiden gingen zu einer nahe gelegenen Turnhalle, gefolgt von einer großen, erregten Menge. Der Karateka begann mit einem Kick, den Bruce, der noch die Wing Chun Methode anwandte, blockierte. Mit direkten Punches, wie sie für Wing Chun typisch sind, trieb Bruce den Schwarzgurt dann zur weißen Linie, schlug ihn darüber und erledigte ihn mit einem Kick zum Auge in insgesamt elf Sekunden. Der Karate-Experte war so beeindruckt, daß er einer von Bruces engsten Freunden und Bewunderern wurde. |
Einige Monate nach der Gründung von
Bruce und James Lees Kwoon am Broadway tauchte ein Kung Fu-Experte namens Wong Jack Man
bei ihnen auf. Wong war grade, aus Hong Kong kommend, in San Franciscos Chinatown
eingetroffen und versuchte, eine Existenz zu gründen, alle seine Schüler waren Chinesen.
Drei andere Chinesen begleiten Wong Jack Man, der Bruce eine verzierte Urkundenrolle mit
einer Herausforderung in chinesisch überreichte. Bruce laß die Rolle, die offensichtlich
ein Ultimatum der Gemeinschaft der Kampfkünstler von San Francisco darstellte. Bruce
sollte verlor er diese Herausforderung entweder sein Institut schließen
oder damit aufhören, Weiße zu unterrichten. Bruce schaute auf Wong Jack Man:
"Wollen Sie das wirklich ?" Wong Jack Man sagte fast entschuldigend: "Nun,
ich will es nicht, aber ich vertrete hier meine Leute", und er wies auf seine
chinesischen Begleiter. "Also, dann OK", sagte Bruce. Das hatte auf Wong Jack Man und seine Begleiter eine außerordentliche Wirkung. Offensichtlich hatten sie Bruce für einen Papiertiger gehalten, der bei einer Herausforderung durch einen solch erfahrenen Kämpfer wie Wong Jack Man kneifen würde. Sie begannen eine erregte Beratung, nach deren Ende Wong Jack Man vorschlug: "Machen wir einen Übungskampf, keinen richtigen Kampf. Laß uns unsere Techniken ausprobieren." Bruce wischte diesen Vorschlag ungeduldig und wütend hinweg. "Nein, ihr habt mich herausgefordert, also kämpfen wir." Das versetzte sie alle in große Aufregung, denn ein richtiger Kampf war offensichtlich das Letzte, mit dem sie oder Wong gerechnet hatten. Also versuchten sie, zumindest einige Regeln auszuhandeln. "Keine Schläge ins Gesicht, keine Tritte in den Leib" fing Wong Jack Man an. "Ich kann das alles nicht akzeptieren" erklärte Bruce. "Ihr seid mit einem Ultimatum und einer Herausforderung gekommen in der Hoffnung, mich abzuschrecken. Von euch kommt die Herausforderung, also kommen die Regeln von mir. Soweit es mich betrifft, gibt es keine. " Die beiden Männer kamen in den "Ring" verbeugten sich förmlich und begannen zu kämpfen. Wong nahm ein paar klassische Positionen ein, während Bruce, der damals noch den Wing Chun-Stil ausübte, mit einer Reihe direkter Schläge begann. Innerhalb einer Minute versuchten Wongs Leute, den Kampf zu stoppen, während Bruce erst richtig warm wurde. James Lee warnte sie davor, den Kampf zu unterbrechen. Nach einer weiteren Minute, in der Bruce erst richtig loslegte, zog Wong sich so schnell er konnte zurück. Für einen Moment drohte der Kampf zur Farce zu werden, als sich Wong tatsächlich umdrehte und davonrannte. Aber Bruce sprang ihn wie ein Leopard an, brachte ihn zu Fall und zwang ihn zur Aufgabe, "Ist das genug ?" rief Bruce. "Laß es genug sein !" bat Wong verzweifelt. Immer noch in Wut, erlaubte Bruce dem Mann aufzustehen und warf dann ihn und seinen Anhang hinaus. |
Unter Bruce Lees früheren Schülern
war ein Hawaiianer namens Ronald Keoloha. Ronald rühmte sich damit bei einem
Herausforderungs-Kampf von Bruce dabei gewesen zu sein. Die Geschichte spielte sich wie
folgt ab: Der Kampf fand statt in der National Guard Armory in Seattle. Bruce und sein
Herausforderer waren übereingekommen, sich dort zu treffen. Der Gegner war ein
Karate-Mann mit dem schwarzen Gürtel. Der Grund für das Duell war, das der Karateka in
Bruces Schule gekommen war und über seinen Stil gespottet hatte. Am Tag des Kampfes schlich sich Ronald Keoloha in die Waffenkammer und wurde so Zeuge des ganzen Geschehens. Zunächst wärmte sich der Karateman in einer Ecke des Boxrings intensiv auf. Sein Oberteil fehlte und ein schwarzer Gürtel schmiegte sich um seine Taille. Und dann betrat Bruce den Raum. Er schlenderte gelassen zum Boxring, sein Jacke über die linke Schulter geworfen. Beim Ring angekommen, hüpfte er über das Seil und drapierte seine Jacke über einen Pfosten. Dann wendete er sich um und fragte seinen Gegner: "Sind Sie bereit ?" Der Karateman stieß einen gellenden Schrei aus und griff Bruce sofort an. Bruce wich dem Schlag aus und antwortete gleichzeitig mit einem krachenden rechten Haken. Ein Hagel von Schlägen folgte und landeten auf Gesicht und Brust der Herausforders. Das Spiel war vorbei. Wenn man Keoloha glauben darf, dauerte der Kampf nur zwei Sekunden. Der Karateman war völlig vernichtet und wurde in ein Krankenhaus gebracht. |
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Eines Abends zeigten sich zwei Kampfkünstler in Bruces Schule in Chinatown. Sie wollten kämpfen. Bruce erklärte ihnen, das sie grade mitten in die Trainingsstunde gekommen seien und sie sollten warten, bis diese zu Ende ist. Er ging zu seinem besten Schüler, Dan Lee, und bat ihn seine jetzige Position zu ändern. Er sollte direkt vor den beiden Herausforderern trainieren. Ehrfürchtig beobachteten sie Dan, als er seine Techniken trainierte. Während der Pause ging Bruce zu den beiden Beobachtern. Diese schienen ziemlich verwundert darüber, was sie gesehen hatten. Bruce meinte, sie könnten jetzt gerne kämpfen. Sie bedankten sich daraufhin für die Einladung, verbeugten sich höflich... und verschwanden. Diese Psychologie war typisch für die Kampf-Psychologie von Bruce Lee. Er sagte: "Gewinne den Krieg, ohne einen Schuß abzufeuern." |